Begegnungen

G. spricht mit jedem über ihren Kummer, damit sich endlich mal jemand um sie kümmert. Hier liegt wohl der Grund, weshalb sie gemieden wird.

 

K. erzählte mir über eine Stunde lang, wie ihre Reisebegleiterin ihr auf die Nerven ging, weil sie andauernd über ihre Freundin sprach, die ihr erzählte, wie ihre Nachbarin unaufhörlich über ihre Sorgen klagte.

 

Was ich nicht gesagt habe: „Liebe Astrid, wenn Sie Ihre Schönheit so oft erwähnen, nehmen Sie Ihrem Gegenüber die Freude, sie zu entdecken.“

 

Hinter mir auf dem Gehweg klingt es. Ein siebenjähriger Junge will mit seinem Kinderfahrrad an mir vorbei. Ich drücke mich an die Seite. Er strampelt weiter, dreht sich um und ruft: „Danke!“.

Mir kommen die Tränen.

 

Der rissig gewordene Asphaltweg durch den HoppenlauFriedhof wird gepflastert. Ich bleibe vor den beiden Arbeitern stehen und sage: „Das wird aber schön!“. „Schener wär a Bier!“ antwortet mir der gebückte Mann mit grimmigem Gesicht. „Ich hab leider keins!“ – „Das glaub i Ehne!“ erwidert er mürrisch. – Warum hat mich das so getroffen?

Auf der Rolltreppe der Unterführung in der Calwerstraße hat es ein junger Mann hinter mir sehr eilig. Ich drücke mich zur Seite, er dreht sich im Laufen um und bedankt sich. Unten angelangt, greift er sich an die Stirn und eilt die parallele Rolltreppe wieder hinauf. Unsere Blicke begegnen sich und wir lachen beide. Nun bin ich mit der Welt wieder versöhnt.

 

Im Jardin du Palais Royal setze ich mich auf eine Bank. Schräg hinter mir sitzt eine alte Frau. Wir kommen ins Gespräch: Maastricht. Sie hat Angst vor den Deutschen: „Die sind stark, die nehmen uns alles weg. – Sie sollten auf Ihre Umhängetasche achten“, rät sie mir. „Die Räuber kommen mit dem Fahrrad daher und schneiden einfach die Riemen ab.“ „Ich“, erklärt sie weiter, „ich trage immer zwei Handtaschen bei mir. So wissen die Räuber nicht, in welcher ich mein Geld habe.“